Das Gothische Haus und seine Geschichte

Das heutige Travel Charme Hotel „Gothisches Haus“ gehört mit zu den traditionsreichen Gebäuden am historischen Marktplatz von Wernigerode. Wie viele Häuser der Stadt, hat auch das „Gothische Haus“ eine lange Geschichte. Im Jahr 1360 wird im Zinsregister des Kloster Drübeck die 1. urkundliche Nachricht vermerkt : „uth dem groten Huse up deme Markede an dem spelhuse“. Von diesem „Huse“ sind heute leider keine Spuren mehr zu finden.
Der Zöllner Curd Kramer gilt als 1. Besitzer, denn er zahlte 1425 Zins an das Kloster.  Im selben Jahr kauft allerdings Heinrich Adenbüttel das Haus.  In seine Zeit  ist der Bau des geschichtsträchtigen Gebäudes wohl anzusiedeln. 1481 gibt Adenbüttel den Keller des Hauses an den Rat der Stadt ab. Es ist zu lesen: „belegen tho Wernigerode op dem Markede an dem Winkeller tegen dem rathus dry rinsche Gulden jarliker renthe“, d.h. gegen drei rheinische Gulden überließ er dem Rat der Stadt seinen Keller als Weinkeller. 1528 Jahre des großen Stadtbrandes - der das Haus am Markt verschonte, ist als Besitzer ein Stiftsherr Hinrick Adenbüttel eingetragen. Da das Rathaus Opfer des Brandes wurde, suchte der Rat nach einem Platz für das neu zu errichtende Rathaus. An alter Stelle sollte es nicht wieder erstehen. Das Haus Adenbüttel  wird anvisiert und 1538 kam der Vertrag mit der Stadt zustande. Die Abbrucharbeiten begannen, wurden aber bereits zum Jahresende eingestellt. Die Bauruine wurde an den gräflich-stolbergischen Rat Wilhelm Curio von Reifenstein verkauft, der nach dem Wiederaufbau mit seiner Frau 1545 dort ein zog.

Erst 1754 entdeckt man das Haus wieder, erst im Besitz vom Brauer und Posamentierer August Philipp Brandt, 1820 im Besitz von Actuar Philipp Stisser und 1847 wird als Besitzer der Instrumentenmacher Andreas Feuerstake genannt. Im selben Jahr entging das Haus erneut einer Brandkatastrophe, bei der binnen 3 Stunden 149 Wohngebäude abbrannten. 1848 geht das Haus wieder an einen  Brauer Samuel Erxleben. Er eröffnet die Schenk- und Gastwirtschaft "Zum Gothischen Haus". Seit dieser Zeit sind alle Besitzer bzw. Pächter stets Gastonomen und Hoteliers. So wird das Haus 1865 vom Oberkellner Kark Jung für 9000 Reichstaler erstanden. Vier Jahre später, 1869 übernimmt der Gastwirt Wilhelm Fricke das „Gothische Haus“, der sich nach einem Umbau des Gebäudes 1898 auch stolz Hotelbesitzer nennt.  Fricke begann 1897 einen Umbau, den man heute noch an der Fassade erkennen kann. Eine Renovierung von 1937 betraf vor allem den Gaststättenbereich. Große germanisch, historisierende Gemälde entsprachen der damaligen Ideologie.

Als Wilhelm Krebs 1951 als Pächter benannt wird, ist das Haus noch immer im Besitz der Familie Fricke, wird jedoch 1965 von Frickes Erben an die Staatliche Handelsorganisation (HO) Gaststätten verkauft, die es bis 1986 betrieb. Im letzt genannten Jahr wird das Gothische Haus wegen Baufälligkeit und totalem Verschleiß der Gastronomie- und Hoteleinrichtungen geschlossen.
Fehlende Kapazitäten zur Werterhaltung und Sanierung waren typisch für die Mangelwirtschaft in der ehemaligen DDR.

1988 wird das Haus von der Generaldirektion des Reisebüros der DDR gekauft. Das Reisebüro unterhielt zu dieser Zeit eine Vielzahl von Hotels von der Ostsee
über Potsdam, Thüringen bis hin zum Harz.
1989 begann man mit der Restaurierung und 2002 wurde es durch Travel Charme noch einmal grundlegend modernisiert.
Heute steht das Gothische Haus in schönster alter Pracht am Marktplatz.