Lindner im Gespräch...

... dieses Mal in der Schweiz in Interlaken im malerischen Berner Oberland. Dort haben wir uns mit dem Technischen Leiter John Johner aus dem Lindner Grand Hotel Beau Rivage getroffen.

1. Was für einen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
Bereits in meinen jüngsten Jahren war ich ein kleiner Forscher und habe oft mein Spielzeug in seine Einzelteile zerlegt. Nicht immer zur Freude meiner Eltern, da es manchmal nach der Zerlegung nicht mehr funktionierte. Später wollte ich Pilot auf einem Linienjet werden, dieser Wunsch verflog allerdings dann kurz vor der Berufswahl.
2. Wie entwickelte bzw. veränderte sich der Berufswunsch im Laufe der Jahre?
Als gelernter Elektromechaniker habe ich später in den verschiedensten Gebieten gearbeitet. Von der Überwachung und Unterhalt bei einer großen Luftseilbahn, im Notfall- und Wartungsdienst in einem Wasserkraftwerk, im Elektro- und Reparaturdienst einer Firma die fast alles repariert hat, bis hin zu meiner jetzige Stelle …
3. Und wie haben Sie Ihren Berufswunsch realisiert?
Es war schon lange mein Wunsch, etwas in diese Richtung zu tun. Es ist jedoch schwierig, vorher zu wissen, was einen dann erwartet. Ich bin sozusagen durch Zufall auf genau diesen Arbeitsplatz gestossen und habe erst mit der Zeit festgestellt, wie vielseitig und interessant der Beruf überhaupt ist. Ich bin ganz persönlich der Meinung, dass ich meinen Traumberuf gefunden habe.
4. Wie kamen Sie zu Ihrem heutigen Arbeitsplatz?
Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und dann noch ein wenig Glück! Das damalige Grand Hotel Beau Rivage hatte in der Berner Zeitung eine Stelle inseriert, auf die ich mich ganz spontan beworben habe - mit 37 anderen Mitbewerbern. Nach zirka einem halben Jahr bekam ich die Stelle im 2. Rang und habe mich mit großem Engagement der neuen Herausforderung gestellt.
5. Was lieben Sie besonders an Ihrer aktuellen Arbeit?
Die Vielseitigkeit und die Abwechslung, stetig neue Herausforderungen und die Gelegenheit, fast täglich Neues dazu zu lernen. Die Möglichkeiten sind sehr groß in unserem großen und alten Haus.
6. Haben Sie ein Vorbild - allgemein und/oder beruflich?
Ich habe viele verschiedene Vorbilder, allerdings möchte ich keine hier namentlich benennen. Ich möchte allen Leuten alles recht machen und ich möchte selbst zu einem Vorbild werden.
7. Geben Sie uns einen kleinen Einblick in Ihre Tätigkeit (Ablauf)?

Im Normalfall starten wir jeden morgen mit einem Rundgang durchs Hotel und durch den Wellnessbereich. Anschließend kontrollieren wir die Schwimmbadtechnik, dann nehmen wir uns den geplanten Wartungen vor. Oftmals kommen jedoch Reparaturen und Notfälle dazwischen, die natürlich zuerst erledigt werden müssen. Es ist immer einer im Team, der bereit sein muss, wenn die Hausdame jemanden braucht, um kleinere Dinge zu erledigen. Sei es in den Zimmern oder in den öffentlichen Bereichen. Parallel gibt es sehr viel Büroarbeit, die täglich erledigt werden muss.
8. Welches ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz im Hotel? Haben Sie ein Foto?
Mein Lieblingsplatz ist zuoberst auf dem Hoteldach, um die Fahne zu ersetzen, denn dort hat man die absolute Ruhe.
9. Welche lustige Anekdote aus Ihrem Berufs-Alltag können Sie uns erzählen?
Ich könnte ein Buch schreiben über die Erlebnisse und Anekdoten, die ich in den letzten 20 Jahren im Hotel Beau Rivage erleben durfte… doch einmal kam ich auf die 3. Etage, um einige Reparaturen vorzunehmen. Ich sah, wie der Vize Direktor und 2 Portiers vor einem Zimmer standen und versuchten, die Türe zu öffnen. Von Innen kamen Hilfeschreie einer Dame. „Ich bin umgefallen, Hilfe“ ertönt es des Öfteren. Der Notfallschlüssel war natürlich im Safe des Direktors (unerreichbar für uns) und wir hatten keine Möglichkeit ins Zimmer zu gelangen, da von Innen der Schlüssel steckte. Kurz entschlossen kletterte ich über den Balkon des Nachbarzimmers auf den Balkon des Zimmers und drängte mich durch ein leicht abgekipptes Oblichtfenster - damals konnte ich es noch (grins). Ich bereitete mich nun moralisch darauf vor, eine verunfallte Frau anzutreffen und zu retten. Gerade in dem Moment, als ich die Tür öffnen wollte, kam die Dame aus dem Bad, mit einem Tuch umschlungen und sagte: „ jetzt ist wieder alles gut“. Seit dem Vorfall ist der Notschlüssel an einem zugänglicheren Ort…
10. Über was können Sie sich in Ihrem Berufsalltag so richtig ärgern?
Wenn Gäste oder Arbeitskollegen etwas beschädigen und nicht dazu stehen.
11. Und über was haben Sie sich in letzter Zeit „totgelacht“?
Totgelacht ist übertrieben, doch eine der lustigeren Anekdoten war, als ich eines Abends gegen 22 Uhr ins Hotel gerufen wurde: zwei Japanerinnen konnten nicht ins Zimmer weil der Schlüssel im Schloss abgebrochen war. Als ich zehn Minuten später im Hotel ankam und zum Zimmer der beiden Damen eilte, saßen die beiden im Türrahmen vor der verschlossenen Tür und weinten im Chor. Ich musste lachen und wusste wirklich nicht, ob ich die Damen zuerst trösten und beruhigen oder schnellstens die Tür öffnen sollte.
12. Mit was würden Sie am liebsten einen Hotelgast überraschen?
Wenn ich mit dem Gast ein kurzes Gespräch habe und sofort alle seine Wünsche herausfinden und ihn dann mit seinen eigenen Wünschen überraschen könnte. Alles was der Gast bei uns erlebt, sollte einmalig und einzigartig sein…